Sportunterricht im Computerraum

Eine besondere Art von rückenschonender Gymnastik wird derzeit in den Beruflichen Schulen Bebra angeboten.
„Sie sitzen aufrecht auf dem Stuhl. Ihre Beine sind leicht geöffnet. Sie haben ihre Bauch- und Gesäßmuskulatur leicht angespannt.

 Falten Sie nun die Hände hinter dem Hinterkopf. Ihre Ellenbogen zeigen nach vorne. Drücken Sie nun den Hinterkopf gegen die gefalteten Hände und halten Sie diese Position circa acht Sekunden. Achtung: Dabei keine Bewegung des Kopfes!“ Die Schülerinnen und Schüler sitzen heute nicht vor den Computern, um Textverarbeitung oder Tabellenkalkulationen zu erlernen. Sie erleben eine neue Generation des Sportunterrichts mit gymnastischen Übungen in einem der Computerräume der Bebraer Berufsschule. „Hierbei geht es darum, dass die Zahl derer, die schon in niedrigem Alter Bandscheibenschäden haben, alarmierend ist“, sind sich Fred Baumert und Heinrich Müller, der Schulsportkoordinator der Bebraer Schule, einig. Deshalb entwickelte der Fachlehrer für Elektrotechnik und Sport ein Programm, mit dessen Hilfe die Schüler und Auszubildenden Informationen und Tipps für eine wirbelsäulenschonende Verhaltensweise erhalten und für wirbelsäulenschädigende Situationen im Alltag und Beruf sensibilisiert werden sollen.
„Vorbeugen ist besser als heilen oder sogar operieren“, lautet also die Devise. Die Schülerinnen und Schüler sitzen vor den PCs und machen die Übungen, deren Anleitung sie von den Bildschirmen ablesen. Fred Baumert beobachtet sie dabei und greift bei Bedarf korrigierend ein. „Nur wenn die Übungen richtig ausgeführt werden, helfen sie auch, Bandscheibenproblemen vorzubeugen“, weiß er. Doch bevor die Schülerinnen und Schüler überhaupt bis zu den Übungen kommen, müssen sie sich erst einmal Hintergrundwissen aneignen und dieses unter Beweis stellen: Eingangsübungen zu den Körperwahrnehmungen sollen den Schülern und Auszubildenden klar machen, dass auch ihre Wirbelsäule bei unterschiedlichen Belastungen entsprechend beansprucht wird. Wissenswertes über die menschliche Anatomie, besonders den Aufbau und die Funktion der Wirbelsäule und der Bandscheiben sowie Tipps zur richtigen Sitzhaltung und dem Arbeiten am PC schließen sich an. 48 Fragen müssen dann beantwortet werden, bevor die bereits erwähnten gymnastischen Übungen in Angriff genommen werden können.
„Diese Kombination einer durch den Computer angeleiteten Gymnastik mit theoretischem Hintergrundwissen dürfte im hiesigen Schulamtsbezirk bisher einmalig sein“, erklärt Baumert. Wie viele Stunden er bisher in die Entwicklung und Überarbeitung des Programms investiert hat, weiß er selbst nicht genau. Jeweils in zwei Doppelstunden findet diese Unterrichtseinheit derzeit an den Beruflichen Schulen Bebra als Zusatzangebot statt. „Zunächst sollen die Klassen der Abteilung für Wirtschaft und Verwaltung in den Genuss des Halswirbelsäulentrainings kommen, weil diese überwiegend Tätigkeiten im Sitzen ausüben“, erläutert der stellvertretende Schulleiter Reiner Marth. Die Klassen der gewerblichen Abteilungen sollen dann folgen. Durch die primärpräventive Gesundheitsförderung soll der Tatsache Rechnung getragen werden, dass etwa 30 Prozent der Wirbelsäulensyndrome die Halswirbelsäule betreffen. „Außerdem haben wir vor, diese Gesundheitsförderung auch auf die Lendenwirbelsäule auszudehnen“, plant Fred Baumert.

Erklärung:
„Laut der Krankenkassenstatistik werden etwa 80 Prozent der Bevölkerung an Rückenbeschwerden erkranken“, erläutert Fred Baumert, Sportlehrer an den Beruflichen Schulen in Bebra. Der Hauptgrund ist eine falsche Körperhaltung. Deshalb sollten schon früh und präventiv Impulse gesetzt werden, die die jungen Menschen dazu animieren, ein gesundes Körperbewusstsein zu entwickeln. „Die mittlere Sitzhaltung ist gerade in Büroberufen nicht nur bezogen auf die Halswirbelsäule wichtig“, betont Baumert. „Es ist wichtig, den Aufbau und die Arbeitsweise der Wirbelsäule zu kennen und zu verstehen“. Die Folgen einer falschen Körperhaltung sollten frühzeitig erkannt werden, um Lähmungserscheinungen sowie eventuelle operative Eingriffe zu vermeiden. Das Training der Nacken-, Bauch- und Rückenmuskulatur trägt einen wesentlichen Anteil zur Vorbeugung bei.

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