Politikunterricht mit einer Schriftstellerin

„Wieso schreibt eine 72-Jährige Jugendbücher?“, „Warum schreiben Sie über die Nazi-Zeit, weiß man nicht schon genug darüber?“, „Wie viel verdient man mit einem Buch?“ Auf diese und viele andere Fragen musste die Berliner Schriftstellerin Gisela Karau bei einer Lesung in den Beruflichen Schulen Bebra antworten.

 Auf Einladung des Projekts „Lernende Regionen“ las sie am vergangenen Dienstag aus ihrem Jugendroman „Der gute Stern des Janusz K.“, der von einer Rettung polnischer Kinder im KZ Buchenwald erzählt. 
Sie habe den Häftlingskapo Robert Sievert noch persönlich kennen gelernt und von ihm die Einzelheiten der Geschichte gehört und sie wollte aufschreiben, wie es durch den Mut und die Findigkeit der KZ-Häftlinge möglich gewesen sei, 200 Kinder vor der Vernichtung durch die SS zu bewahren. Aber sie habe auch zeigen wollen, wie viel Kraft und Vertrauen, wie viel Zivilcourage dazu gehörten.

„Auch heute braucht ihr, brauchen wir alle Zivilcourage gegen die neuen Nazis auf den Straßen,“ war ihr leidenschaftlicher Appell an die Schüler und Auszubildenden und sie berichtete, wie sie in ihrer Nachbarschaft erleben musste, dass eine Gruppe rechter Jugendlicher einen vietnamesischen Zigarettenverkäufer angreifen wollte. 
Unmissverständlich formulierte sie ihre Ablehnung von Rassismus und Geschichtslügen über die NS-Zeit und bekam für diese klare Haltung Anerkennung und Respekt von den Schülerinnen und Schülern. 
Auch zu ihrer DDR-Biographie äußerte sie sich offen. Nein, eine Bürgerrechtlerin sei sie nicht gewesen, obwohl sie auch an vielen Punkten Kritik äußerte. Sie habe die DDR als Versuch verstanden, Konsequenzen aus Krieg und NS-Verbrechen zu ziehen, ein Versuch, der an der politischen Starrheit und wirtschaftlichen Schwäche gescheitert sei. 
„Diese Begegnung mit der Schriftstellerin Gisela Karau war nicht nur eine Deutsch-, sondern auch eine Politikstunde“, resümierte Dr. Schneider, der die Lesung organisiert hatte.

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